Help-Ex: Beratung auf Augenhöhe

Start der Peer-Beratung an der Dr. Maria-Probst-Schule

Seit Anfang diesen Schuljahres können Schüler:innen sich bei Problemen im Rahmen des Pilotprojekts Help-Ex an speziell geschulte Mitschüler:innen wenden.

Schule ist nicht immer einfach. Manchmal überkommt einen Stress oder Zweifel. Es kann zu Problemen in der Schule selbst, aber auch mit der Praxiseinrichtung kommen, in denen die Schüler:innen arbeiten. Und manchmal gibt es auch persönliche Probleme, die sich auf die Schule auswirken. Lehrkräfte erfahren oft zu spät, dass Schüler:innen überfordert sind und ihre Ausbildung abbrechen müssen. Damit niemand allein mit seinen Problemen gelassen wird, hat die Dr. Maria-Probst-Schule im Rahmen eines europäischen Modellprojekt ein niederschwelliges Beratungsangebot geschaffen. Dabei können sich Schüler:innen bei Problemen an speziell geschulte Mitschüler:innen wenden.

Marco Köhn ist einer der drei Berater:innen an der Dr.-Maria-Probst-Schule. Erst selbst ist 35 Jahre und befindet sich derzeit im Abschlussjahr in seiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Als Projektleiterin Isabel Kumaus das Projekt vor einem Jahr vorgestellt und nach Interessenten gesucht hat, musste er nicht lange zögern: „Als älterer Schüler habe ich schon viel Erfahrung gesammelt, die ich weitergeben kann. Und das Projekt ist auch eine weitere Erfahrung für mich, die ich aus meiner Zeit hier mitnehmen werde.“

„HelpEx“ ist ein europäisches Projekt, bei dem die Robert-Kümmert-Akademie mit verschiedenen Partnerorganisationen aus ganz Europa zusammenarbeitet. Gemeinsam wird ein Curriculum für die Peer-Arbeit entwickelt. Im ersten transnationalen Online- Training im November 2020 konnten sich Peers und Fachkräfte aus den unterschiedlichen Ländern kennenlernen. Rund 50 Personen tauschten sich über die Bedeutung von Peer-Beratung und über persönliche Krisenerfahrungen aus. Seitdem treffen sich die Teilnehmer:innen jeden Monat für eine Stunde zu transnationalen Online Trainings.

 

In der Robert-Kümmert-Akademie leiten Isabel Kumaus und Rita Neidhart das Projekt. Auf Grundlage der HelpEx-Module haben sie die drei Peer-Berater:innen geschult. Dabei wurden Beratungssituationen in Rollenspielen erprobt, aber auch verschiedene Fragen behandelt, erzählt Marco Köhn: „Wie fange ich ein Gespräch an? Wo sind unsere Grenzen und an welcher Stelle können wir nur noch an Profis vermitteln? Mit all diesen wichtigen Aspekten haben wir uns gemeinsam auseinandergesetzt.“

 

Sein erstes Gespräch hat Marco Köhn schon geführt. Dabei habe er auch von sich erzählt, da er ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Den Vorteil der Peer-Beratung sieht er klar in der Beratung auf Augenhöhe: „Der Einstieg ist leichter, wenn der andere auch betroffen ist. Man ist auf einer Linie und kommt oft leichter aus sich heraus. Wenn das Gegenüber höher gestellt ist, kann das schwierig sein.“

Isabel Kumaus, zuständig für europäische und außerschulische Bildungsprojekte an der Dr. Maria-Probst-Schule, ist ebenfalls überzeugt von dem Peer-Ansatz: „Für uns ist die Beratung durch Betroffene ein ganz wertvoller Aspekt, die in einer multiprofessionellen Zusammenarbeit nicht fehlen sollte. Durch das Projekt erhoffen wir auch, dass die Peer-Beratung und eine Zusammenarbeit mit Professionellen auf Augenhöhe mehr Bedeutung erlangt und auch in unterschiedlichen Bereichen der sozialen Dienstleistungen etabliert wird. Denn wie Marco Köhn es sagt: „Manchmal tut es gut, auch einfach nur zu reden.“